Benchmark

Der Fotografenspruch für 2009: Schau mir in die Linse Baby!

22 Megapixel wahre Gefühle
Seit Freitag ist sie da und ich sitze hier und da noch immer mit runtergeklappter Kinnladen vor dem Monitor wenn ich in die Fotos reinzoome. Hätte mir vor vier Jahren jemand erzählt, dass ich schon in 2008 mit 22 Megapixeln Fotos machen kann ohne dafür den Gegenwert eines gut ausgestatteten 7er Corsa Maybach auf den Tisch zu legen – ich hätte ihn schlichtweg ausgelacht.

Trotz dieser schier unfassbaren Auflösung ist letzten Endes noch immer der Mann hinter der Kamera für das Bild verantwortlich. Denn wie ein Bild wirkt entscheidet letzten Endes noch immer der Fotograf. Und der freut sich in diesem Fall wie ein Honigkuchenpferd über seine neuen Möglichkeiten im Bereich Low-light / High-Iso-Fotografie. Endlich gibt es bei Hochzeiten keine Kopfschmerzen mehr, wenn es in der Kirche mal wieder dunkler als gedacht ist. Ein Blitz bringt hier leider nichts, da er nicht die gesamte Kirche ausleuchten kann und Brautpaar, Gäste und Pfarrer nur nervt.

Akkumulatoris
Unabhängig davon strebe ich in 2009 den Kauf eines Akkugenerators für den mobilen Einsatz von Blitztechnik. Nicht nur, aber auch für Hochzeiten. In der Saison 2008 kam hier überwiegend meine liebreizende Assistentin Frau Bolenzio mit einem (fetten) California-Sunbounce zum Einsatz – und der bounct bei Sonnenschein wirklich sensationell, bringt aber bei einer geschlossenen Wolkendecke herzlich wenig. Hier kommt der Akkugenerator ins Spiel, der dafür sorgt auch bei schlechten Umgebungsbedinungen flexibel genug zu sein, damit dem Brautpaar trotzdem die Sonne aus dem GESICHT(!) scheint.

Schlechte Bandfotos
Wo wir beim nächsten Thema wären: Gute Bandfotos! Nach Lektüre eines sehr interessanten Artikels zum Thema Bandfotos fühle ich mich endlich verstanden und geheilt. Es gibt dutzende bekannte Fotografinnen und Fotografen die den Stil bekannterer Fotografinnen und Fotografen nachahmen. Am Ende bleibt ein Original und unzählige Kopien, die immer nur eine Kopie bleiben, auch wenn sie der Meinung sind ihren eigenen Stil zu haben.

Bei Promotion-Fotos für Plattenfirmen ist es freilich anders. Da versucht jeder, etwas Besonderes zu machen. Eine zeitlang hat man zum Beispiel immer den Film gecrosst, so dass die Farben leicht verschoben waren. Das war natürlich Effekthascherei, aber die Bands stehen drauf, weil sie cool rüberkommen. Zusätzlich kannst du noch aufblitzen, den Hintergrund dunkel ziehen – lauter Effekte, die auf den zweiten Blick aber langweilen. (..)
Ich richte mich danach, wo die Leute sind, wie sie sind. Ich versuche einfach, besser kann ich es nicht ausdrücken: „gute Bilder“ zu machen. Und die Band nach Möglichkeit nicht vor eine Mauer zu stellen. Die grindigen Hintergründe entstehen auch, weil die Bands so aussehen wollen wie andere Bands.

(..)

Anton Corbijn zum Beispiel war einer der bekanntesten Bandfotografen aus den 80ern und 90ern. Der hat versucht, die Bands aus dem Live-Umfeld rauszubringen. Der hat U2 die gesamte Laufbahn begleitet, Videos mit denen gedreht. Der hatte eine eigene Technik, Litoprint, sehr grob gekörnt. Das war zwar auch ein Effekt – aber er hat dabei die Menschen in den Vordergrund gestellt.

Peter Wagner spricht mir aus der Seele.

Ein weiteres Problem was mit Sicherheit fast jeder Fotograf kennt: Man sieht das Portfolio einer Kollegin oder eines Kollegen und bekommt schlagartig schwer depressiv paranoide Wahnvorstellungen. Lisa Sarfati von Magnum Photos hat ausgesprochen was ich selbst nie in Worte fassen konnte:

Read a lot and create your own universe. Learn how to construct and create a series. Do not be impressed by other works. Try to innovate or simply to be yourself.

Bild des Tages
Am vergangenen Samstag hatte ich meinen Einstand als Referent bei der Besier Oehling Academy in Mainz. Nach einem Theorieteil zum Thema Studioblitztechnik und Peoplefotografie durch Christian Kuhlmann, (gestört von weisen Eingebungen meinerseits) ging es im praktischen Teil für die Workshop-Teilnehmer darum, an drei verschiedenen Sets unsere Modelle adäquat abzulichten. Nachdem alle Teilnehmer wussten wie das mit dem Belichtungsmesser, der Synchronzeit, der Belichtungszeit und den Blitzanlagen funktioniert, habe ich meine neue Canon EOS 5D Mk II gepackt und ein bisschen Dokumentation gemacht und auch ein paar Videos gedreht. Das Bild des Tages zeigt indes unser Modell Linda unter dem Einstelllicht eines Hedler-Kompaktblitzes.

So das wars für heute. Es ist alles gesagt, was gesagt werden musste.

Direkt aus Motorcity
Mario

Comments

  1. Hi Mario !

    Sind es nicht aber die kleinen Dinge, welche den Einsatz großer Werkzeuge zum Scheitern bringen ?
    Wieviel Leute muss man beobachten, welche mit teurem Werkzeug und viel Aufwand manchmal so wenig erreichen ? :-)
    Daher beruhigen mich Deine Worte direkt im zweiten Absatz “Trotz dieser schier unfassbaren Auflösung ist letzten Endes noch immer der Mann hinter der Kamera für das Bild verantwortlich. Denn wie ein Bild wirkt entscheidet letzten Endes noch immer der Fotograf.”
    Mit geht es aber auf der anderen Seite mit einer neuen Gitarre auch so, dass man beflügelt wird von dem Neuen. Ein sehr reizendes Gefühl !

    Gruss Martin

  2. Hi Martin,
    vollste Zustimmung meinerseits. Man braucht nicht immer viel um viel zu erreichen. Mit wenig viel zu erreichen ist die Kunst. Natürlich spielt auch noch ein bisschen Talent, Erfahrung und Magie eine Rolle ;).

    Interessant ist auf jeden Fall die Tatsache, dass ein Stück Technik den Antrieb so sehr beflügeln kann. Und das obwohl es nur ein kaltes Stück Technik ohne Emotion ist.

    Mich flasht die Auflösung noch immer ;).

    Grüße
    aus Motorcity
    Mario

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert