Wie man mit einfachsten Mitteln den Ruf eines Unternehmens ramponieren kann
Wir alle kennen sie, die nervige Werbung des Einzelhandelsriesen MediaSaturn. Ob nun die Saturn „Geiz ist geil„-Kampagne, oder das Media Markt-Pendant „Wir holen den Titel„ – der Inhalt beider Kampagnen entzweit die Gemüter der Konsumenten.
Die Geschichte
Darüber hat der Düsseldorfer Blogger Rainer B. einen kleinen Artikel in sein Weblog gestellt, worin er die Werbung mit ihren drei Protagonisten, ein wenig auseinander nimmt. Nicht immer auf die feine Art. Dies hat auch Media Markt Gelegenheitswerbeschauspieler und Egozentriker Joachim Nikolaus Steinhöfel (der Glatzkopf) mitbekommen und holt in Folge dessen seine Rute aus dem Sack. Steinhöfel ist übrigens hauptberuflich Rechtsanwalt.
Rainer B. soll Steinhöfel nun bezahlen. Zuerst war von 50.000 EUR Streitwert die Rede. mittlerweile ist man bei 10.000 EUR angekommen. Steinhöfel lässt also, wie auf dem orientalischen Markt, mit sich handeln. Wenn auch 10.000 EURonen ein bisschen viel sind für ein paar Worte der Kritik an seiner Person. Fast schon zynisch muten da Interviews aus Zeitschriften an, die Steinhöfel auf seiner eigenen Website zum nachlesen bereitstellt.
Dort fallen Sätze wie:
„Der schon wieder. Der Kerl mit dem schnarrenden Organ und der Feuermelder-Visage. Auf allen Kanälen und Frequenzen, auf Plakaten, Zeitungsseiten und im Kino veranstaltet der Media-Markt-Mann Werbeterror. Halb debil, halb dämonisch blickt er von Stellschildern, dem Türsteher einer Halbwelt-Disco nicht unähnlich.“
Wichtig bei der ganzen Sache ist, dass Media Markt seinen „Sympathieträger“ nicht zur Ordnung ruft. In der Zentrale im bayrischen Ingolstadt scheint man erst einmal zu observieren was passieren mag.
Da das Internet groß ist und Blogs immer schneller berichten, sollte sich dieses höchst unsympathische Vorgehen von Rechtsanwalt Steinhöfel, schnell rumgesprochen haben. Ob Media Markt seinen „Sympathieträger“ zur Ordnung ruft, oder gar seinen Werbevertrag kündigt, bleibt abzuwarten.
Schriftverkehr
Ich habe soeben eine eMail an die Pressestelle von Media Markt geschickt. Die ich euch nicht vorenthalten möchte:
Die Frage
„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich arbeite gerade an einem Artikel für die Lokalpresse. Es geht um den Abmahnungsfall von ihrem „Sympathieträger“ Joachim Nikolaus Steinhöfel gegen den Weblogbetreiber Herrn Rainer Bartel aus Düsseldorf.
Da ich bei meiner Recherche in den Weiten des Internets noch keinerlei Stellungnahmen Ihres Unternehmens auffinden konnte, hake ich direkt bei Ihnen nach.
Sicherlich werden Sie die Tätigkeit von Herrn Steinhöfel nicht kommentieren wollen, da sein Vorgehen seiner eigenen Rechtswahrnehmung obliegt.
Jedoch erscheint mir die Frage nach einem Imageschaden für Ihr Unternehmen legitim. In diversen Weblogs (vgl. www.spreeblick.de) macht das Thema bereits die Runde, wobei in diesem negativen Zusammenhang immer auf Ihr Unternehmen hingewiesen wird.
Kann es sich ein Konzern wie MediaSaturn leisten, durch Negativhandlungen Ihrer eigentlichen “Sympathieträger”, derart in den Schmutz gezogen zu werden?
Viele Grüße aus Rhein-Main
Mario A.
Die Antwort
„Sehr geehrter Herr A.,
haben Sie besten Dank für Ihre beiden E-Mails vom 18.09.2006 und vom 20.09.2006.
Media Markt ist heute Deutschlands und Europas Elektrofachmarkt Nummer Eins. Unsere Marktführerschaft beruht auf einem Geschäftskonzept, das an jedem Standort die größte Auswahl an Markenprodukten zum tiefsten Preis und bei sehr gutem Service bietet. Dieses Leistungsversprechen kommunizieren wir mit einer landläufig bekannten und pointierten Werbung, die in den vergangenen Jahren vielfach für ihre Effizienz und ihre Kreativität ausgezeichnet worden ist. 225 Millionen Kunden haben uns im vergangenen Jahr europaweit ihr Vertrauen geschenkt. Darauf sind wir stolz. Gleichwohl steht es selbstverständlich jedem und jeder frei, unser Konzept und unsere Werbung zu kritisieren. Glauben Sie mir: Wir sind alles andere als larmoyant, nehmen jede Kritik ernst und versuchen, dort wo möglich, Anhaltspunkte zur Optimierung unseres kaufmännischen Handelns zu ziehen.
Dem Verfasser des Blogs rainersacht.de ist es jedoch nicht um sachliche Kritik gegangen. Er hat Media Markt – und mit Joachim Nikolaus Steinhöfel eines unserer Testimonials – derart unflätig beschimpft, dass er sich strafbar gemacht hat. Gegen ein derartiges Verhalten, dass mit fehlender Kinderstube viel, mit dem Versuch, Meinungsfreiheit zu unterbinden, jedoch gar nichts zu tun hat, haben wir uns und hat Herr Steinhöfel sich durch eine Abmahnung gewehrt. Ich vermag in dieser Reaktion nichts Verwerfliches zu erkennen und bin ausgesprochen erstaunt über die Chuzpe und Dreistigkeit, mit der der Verfasser von rainersacht.de uns aktuell erneut in seinem Webblog angeht, obwohl wir ihm auf seine dringliche Bitte hin bei den Gebühren für unser Vorgehen gegen seine Verbalinjurien weit entgegengekommen sind.
Noch einmal: Sachliche Kritik ist uns jederzeit willkommen. Ausfälle jedoch, über die der Verfasser im Nachhinein den Deckmantel der Meinungsfreiheit zu breiten versucht, verbitten wir uns.
Mit freundlichen Grüßen
(Name ist dem Autor bekannt)“
Kommentar
Na – das ist doch eine ehrlich Antwort von der Media-Saturn-Presseabteilung. Nicht das übliche Presseblabla. Hut ab! Allerdings bin ich allem Anschein, nicht der einzige mit dieser Antwortmail. Laut rainersacht.de haben mindestens noch drei weitere Blogger diese eMail erhalten. Einer davon ist René vom Nerdcore-Blog.
Fazit
Ich finde es – genau wie Rene – unglaublich, wie ein Konzern versucht einer Privatperson, wegen übler Worte, den finanziellen Boden zu entziehen.
Viele Grüße aus Motorcity
Mario
ganz grosser sport!
Hab das Thema vor kurzem auch über den unvermeidlichen Spreeblick ;) mitbekommen. Solche schmierigen Typen wie RA Steinhöfel sind wirklich unerträglich.
Und das dumme an der ganzen Sache, die Werbung von Media Markt und Konsorten wirkt bei der breiten Masse. Dabei stellt sich das bei nüchterner Betrachtung ganz anders da.
Wer ein wenig Zeit zum lesen hat, dem sei dieser Artikel empfohlen:
http://www.pcwelt.de/know-how/hardware/106637/index.html
(via http://www.notizblogg.de/ulysses/?p=498)
und eine nette Linksammlung zum Thema gibt es hier
Fazit des ganzen: Woher haben denn wohl die MediaSaturns die Millionen und Abermillionen für Ihre unsägliche Werbungsmaschinerie? Natürlich von uns dummen, werbungshörigen Konsumenten, die überteuerte Produkte kaufen, damit sie wieder Werbung machen können, und so weiter und so fort…
Ich habe mir erlaubt, in meinem Blog aus dem Antwortschreiben an dich zu zitieren und es zu kommentieren. Und zwar hier:
http://www.rainersacht.de/2006-09/antwort-von-media-saturn.php
Das macht aber wenig Hoffnung, diese Antwort…
„Nicht das übliche Presseblabla. Hut ab!“
sieh dir mal meine antwort an, da könnten ähnlichkeiten drin sein…
@Rainer: Sehr gerne
@Johnny: Das sehe ich leider auch so. Hier wird wieder einmal ein kritischer Konsument, der sich vielleicht etwas im Ton vergriffen hat, mit horrenden Geldforderungen (Streitwert) zum Schweigen gebracht. Nicht die feine englische Art, aber MediaSaturn dürfe das sicherlich nicht im geringsten tangieren, genauso wie Herrn Steinhöfel. Denn am Ende wird der sich die Hände reiben, weil er die Kohle in seinen Säckel stecken darf.
@Rene: Ich habe den Beitrag editiert. Danke für die Info.
Grüße aus Motorcity
Mario
worüber regst Du Dich jetzt genau auf, darüber, dass Du keine individuelle Antort erhalten hast?
bzw. wenn Du eine Individuelle erhalten hättest, dann wäre es nicht “unglaublich, wie ein Konzern versucht einer Privatperson, wegen übler Worte, den finanziellen Boden zu entziehen.” ?
@k: Das ist unabhängig von der Individualität der eMail.
Grüße
Mario