Wurst Case Szenario

Cessna 182L bei der Landung in Tannheim

Unschlagbar
Vergangenes Jahr stand ich zur gleichen Zeit, zusammen mit Oshkosh Gammelprinz Orang Utan Klaus dem I., auf einer ausgedörrten, aber dennoch grünen Wiese in der bayerischen Provinz. Ein sogenanntes Fly-In warf seine Schatten voraus und wir fuhren zu Tannkosh nach Tannheim, um uns auf der grünen Wiese die Beine in den Bauch zu stehen und dabei Flugzeuge zu fotografieren. Und davon hat es in Tannheim einige, ist das „Tannkosh“ doch das größte Fly-In Deutschlands, wenn nicht sogar Europas.

Dieses Jahr starteten wir wieder in Richtung Tannheim – am Donnerstag. Die Fahrt verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse (wenn man von notorischen Linksfahrern und LKW-überholmanöverinBaustelleAngsthabern absieht). Weil wir ein paar Tage länger bleiben, haben wir ein Hotel gebucht. Es liegt in Memmingen und hat vier Sterne. Die Zimmer sind jedoch kleiner als in der Pension „Garni“ („GarNix“ außer Frühstück) in der wir im letzten Jahr residierten. Dafür ist das Frühstück um Längen besser. Es gibt sogar Rührei, Würstchen und echte Nutella.

Soweit so gut. Heute waren wir den ganzen Tag, bekleidet mit unheimlich wichtig wirkenden (Hilfe wir sind von der Presse) High Visibility Press Jackets, auf dem Flugplatz in Tannheim unterwegs. Das Programm und die anwesenden Flieger entsprachen zum Großteil, dem bereits im vergangenen Jahr dargebotenen. Auch allerlei Insekten waren im Luftraum in und um Tannheim unterwegs. Oshkosh Gammelprinz der I. warnte mich vorab, dass ich ihn zum Deutschen Roten Kreuz schleppen soll, falls er von einer Wespe gestochen wird und Atemnot bekomme. Eventuell unentdeckte Allergien gegen Wespenstiche. Keine 4 Stunden später hinterlässt eine Wespe ihren Stachel in seinem nackten Nacken. Die Dame vom DRK verarztete die Wunde (hoffentlich) sachgerecht und Oshkosh konnte dem Tod gerade noch einmal von der Schippe springen ;). Jedenfalls ließ er auch danach sensationelle Sprüche vom Stapel. Sein Allgemeinbefinden scheint in bester Ordnung zu sein.

Vom ganzen Tag in der Sonne ausgelaugt, ging es am Abend wieder in unsere Luxusherberge. Aber Stopp! Rund um unser Hotel, das in der Memminger Innenstadt liegt, findet ein Straßenfest statt. Die ganze Stadt steht Kopf und wuselt auf den Straßen umher. Parkplatzmangel ist angesagt, wo Parkplätze ohnehin schon knapp bemessen sind. Wir überfahren ein wegen der Veranstaltung aufgestelltes Verbotszeichen, das uns die Einfahrt in die Anliegerstraße unseres Hotels verbietet. Wir haben dort allerdings einen freiwerdenden Parkplatz erspäht und ignorierten das Schild, was 5 Meter vor dem angepeilten Parkplatz steht. Prompt werden wir bei unserem Vergehen von zwei jungen Strafvollzugsbeamten, die per pedes unterwegs sind, erwischt und zurechtgewiesen. Oshkosh stellt sich doof. Die Frage nach einer Parkmöglichkeit in der Innenstadt können sie uns nicht beantworten. Die Beamten seien selbst nicht aus Memmingen. Sie verweisen uns darauf, dass sie weiterziehen und wir den nächsten freien Parkplatz belegen sollen. Sie wüssten gar nichts von unserem kleinen StVO-Verstoß ;). Der gesuchte Parkplatz wurde dann auch prompt vor unserer Nase frei. Wir parkten ein.

Auf dem Weg in unser Hotelzimmer wummert bereits laute Musik durch die Gänge. Im Zimmer angekommen wird die Lautstärke unerträglich. Eine volkstümliche anmutende Partyband nudelt von „über den Wolken“ bis „Heute Abend hab’ ich Kopfweh“ alles an Musik durch was das Genre „Vollasso-Saufmusik“ hergibt. Direkt unterhalb meines Hotelzimmers versteht sich. Das Fenster zu schließen bringt keinerlei Besserung. Ich habe ein Dachzimmer und muss lüften, da es sonst unerträglich warm ist. Aber es kommt noch besser-

Es beginnt binnen weniger Minuten in Strömen zu schütten. Wahre Sturzbäche kommen vom Himmel. Regnen wäre wirklich untertrieben. Das Handynetz von Vodafone bricht unterdessen Minutenweise immer wieder in sich zusammen. Während ich im Bad meinen Sonnenbrand behandele geht draußen die Welt (besser: Bayern!) unter – super. Das tolle daran: Die Bayern interessiert das nicht. Zwar hat die Band aufgehört zu spielen, dafür grölen nun alkoholisierte, minderjährige Jugendliche ihre eigenen niveaulosen Trinklieder.

Oshkosh Gammelprinz der I. klopft an meine Tür. Wir wollen noch etwas essen gehen. Etwas Gescheites essen gehen, um genau zu sein. Um neun Uhr verlassen wir das Hotel auf der Suche nach einer Sparkasse und Essbarem. Die Bank ist schnell gefunden und Geld abgehoben. Wir kämpfen uns durch die Menschenmassen in der Innenstadt. Vor Bars und Restaurants sind Bierzelte aufgebaut – voll mit Menschen mit Angst vor ein paar Regentropfen. Der Dönerladen (nichts Gescheites!) um die Ecke platzt aus allen Nähten. Die Scheiben sind beschlagen. Wir suchen weiter. Es beginnt erneut zu regnen. Minuten später sehen wir aus wie zwei bepisste Pudel. Oshkosh verliert die Nerven und will den Dönerladen stürmen, ich erinnere daran, etwas Gescheites essen zu wollen.

Letztendlich laufen wir, in der an unserem Hotel, angeschlossenen Gaststätte ein. Die Bedienung weiß nicht was Malzbier ist, mit einem kleinen Pils kann sie aber etwas anfangen. Gibt es was zu essen? Sie muss sich erst informieren. Keine Ahnung von der Gastronomie? Scheint so. Ja – es gibt etwas zu essen! Etwas! Bratwurst und noch drei weitere, ungesunde Speisen. Die gibt es draußen am Imbissstand, aber man kann uns auch bedienen. Eine unausgesprochene Tatsache. Wir bestellen und bezahlen. Sekunden später stehen vier, vor fett nur so triefende, feine Bratwürste nebst Ketchup (Man(n) isst Wurst mit Senf – nicht mit Ketchup) und einem regendurchnässten Brötchen, in einer formvollendeten Pappschale, vor uns. Oshkosh muss beim ersten Biss in die Wurst fast erbrechen. Aber auch bei mir treibt es der Hunger runter. Mein Pils kommt. Es schmeckt nicht nach Pils, vielmehr nach Wasser mit etwas Malz. Selbst Miller-Bier aus Amiland hat mehr Geschmack. Memminger Bier schmeckt also auch nicht. Währendessen überall um uns herum angetrunkene Leute, die sich lautstark unterhalten. Das ganze bei gefühlten 32 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit in der „Gaststätte“.

Wir stopfen uns den Rest Wurst in Fetteinlage rein. In meiner kulinarischen Verzweiflung gehen die Nerven nun auch bei mir durch. Ich habe wieder ein Mobilfunknetz und suche per Google Maps Mobile eine Mc Donalds Filiale. Die ist leider zu weit weg um schnell hinzulaufen. Wir beschlossen also schlafen zu gehen.

Mittlerweile schüttet es wieder in Strömen. Der Geruch von altem Bratfett zieht in mein Hotelzimmer. Es riecht genau wie die Würstchen.

Besser geht’s nicht.

Bild des Tages
Eine Cessna 182L mit Schweizer Registrierung bei der Landung in Tannheim.

Ganz großes Entertainment live aus Memmingen
Mario

Comments

  1. @Big Metz: Das nächste Jahr bin ich am Start – mit Garantie! Mir tats auch wirklich weh Tele nicht in meiner Heimat sehen zu können und stattdessen auf bayuwarischen Wiesen herumzulatschen.

    Grüße
    Mario

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